Das eigentliche
Problem bei der Etikettierung sind die
aktuellen EU-Bestimmungen, denn heute ist es verboten Hinweise und
Beschriftungen, die direkt auf den Herstellungsort verweisen abzudrucken. Kaum
zu glauben, aber ich dürfte nicht auf das Etikett meines Olivenöles schreiben:
“ein fruchtiges extra natives Olivenöl direkt aus unserem Olivenhain in
Moscufo, Mitten in den Abruzzen”, auch
wenn es vielleicht Das wäre, was den Verbraucher am meisten interessiert.
Direkte geografische Hinweise auf den Herstellungsort
sind nicht zugelassen. Alles was ich schreiben darf ist wahlweise: “aus italienischer Landwirtschaft” oder “Eu- Landwirtschaftsprodukt”,
wenigstens kann ich noch die Adresse
meiner Azienda Agricola angeben…
Dem kleinen Olivenbauern, stolz auf sein Produkt und auf seine
Herstellungsart, bleiben nur wenige
Mittel um Olivenöl-Liebhaber davon zu überzeugen, das das kostbare Öl nicht gepanscht und
gemischt wurde. Heute ist es nicht einfach nachweisen zu wollen, woher die
Oliven kommen, wie sie angebaut, geerntet, verarbeitet werden. Es wäre für
manchen Kenner vielleicht auch interessant zu wissen welche für Oliven Arten im “Öl drin stecken”.
Eine Möglichkeit stellt die geschützte Ursprungsbezeichnung (D.O.P. = Denominazione
d’Origine Protetta) dar. Nur bestimmte abgegrenzte geographische
Gebiete, mit den dort einheimischen Oliven Arten sind als “geschützte D.O.P. Gebiete” registriert. Jedes dieser Gebiete hat einen Namen, eine
Bezeichnung und jeder Olivenbauer der in
diesem Gebiet Oliven dieser Arten anbaut, kann sich (nach Kontrollen) in das Register
der Olivenöl Produzenten des D.O.P. Gebietes einschreiben.
Interessant sind die Vorschriften in Bezug auf Qualität und
Eigenschaften von D.O.P. Olivenöl. So werden
für jedes D.O.P. Gebiet Qualitätsmerkmale wie etwa der maximal zulässige Säuregrad, die Anzahl
der Polyphenolen aber auch die Geschmacksrichtung festgesetzt. Jedes Jahr wird das Olivenöl der Hersteller die im
Register vermerkt sind daraufhin kontrolliert. Es gibt sogar die Möglichkeit nummerierte
D.O.P. Olivenöl-Flaschen herzustellen: hierbei
wird bei der Ernte jeden Tag registriert wann und wie viele Oliven geerntet werden,
in welcher Ölmühle die Weiterverarbeitung stattfindet und wie viele Flaschen oder Kanister abgefüllt werden.
Theoretisch klingt das alles wunderbar, doch die Kosten für die Herstellung
von nummerierten D.O.P. Flaschen sind hoch. Reicht die Einschreibung in den D.O.P.
Register mit jährlicher Analyse des Olivenöles, oder muss es die nummerierte
Flasche sein? Ist der Kunde auch wirklich bereit dafür zu zahlen und wie hoch
ist das Vertrauen in die Bürokratie? Was machen Olivenbauern, die hervorragendes
Olivenöl herstellen aber nicht in einem D.O.P. Gebiet sind?
Eine einfache Möglichkeit könnte der
Q-Code auf den Flaschen Etiketten bieten. Es ist nicht verboten sich als
Olivenbauer ein persönliches datiertes Register zu schaffen, alle Aktivitäten
wie Pflege, Ernte, Verarbeitung und Abfüllung, könnten direkt vom Kunden mitverfolgt
werden. Die technischen Voraussetzungen sind inzwischen wirklich weit
verbreitet und es würde ausreichen nur eine Art von Flaschen-Etikett drucken zu
lassen, alle Symbole und Einschreibungen in Bio oder DOP Register könnten online gespeichert und immer neu aktualisiert
werden.
Doch trotz aller Technologie und Bürokratie gibt es immer noch Olivenöl
Kenner, die die gute alte Art vorziehen: selber hinfahren, anschauen und
probieren… es lohnt sich bestimmt, denn die Abruzzen sind immer noch ein
Geheimtip, Moscufo liegt im ältesten
D.O.P. Gebiet Italiens, ein
wunderschöner Lanschaftsstreifen mit Hügeln zwischen Meer und Gebirge.
Mit dem Namen
“Aprutino-Pescarese” besteht dieses D.O.P. Gebiet seit 23 Jahren, wahrscheinlich
waren hier die Ursprungsgebiete der einheimischen geschützten Olivenart
“Dritta”, die schon zur Römerzeit hier
angebaut wurde.
Das naturreine Olivenöl extra native "Aprutino
Pescarese" D.O.P. muss folgende chemische und organoleptische Merkmale
erfüllen:
- Säuregrad höchstens 0,60 %
- Peroxide <= 12 Meq02/kg
- Polyphenole >= 100 p.p.m.
- Farbe von grün bis gelb
- Geruch mittel- bis stark
fruchtig
- Geschmack fruchtig
Zum Glück ist unser Öl in den meisten Jahren weit besser, eine Ausnahme
besteht für letztes Jahr. Die Ernte auch bei uns schlecht und es war
nicht möglich ein D.O.P. Olivenöl herzustellen, denn der Säuregrad war zu hoch.